Do. 25. August: Organisieren gegen die Krise

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Auf dem „Sommerfest auf dem Ossietzkyplatz“ wurde folgende Rede vorgetragen und mit ihr zu einem Treffen zu Preissteigerungen, höheren Miet- und Nebenkosten am Donnerstag, den 25. August 2022 um 19:00 Uhr im Trotz Allem eingeladen.

Guten Tag alle zusammen, schön, dass ihr alle da seid.

Ich halte heute hier eine Rede im Namen des soziokulturellen Zentrum Trotz Allem.

Das Trotz Allem ist ein seit 1999 existierendes selbstorganisiertes Zentrum. Es ist ein Ort, wo sich Menschen ungezwungen und frei von kommerziellem Druck treffen können. Hier finden regelmäßig Vorträge, Workshops und kulturelle Angebote zu unterschiedlichen Themen statt. Das Trotz finanziert sich auschließlich über persönliche Spenden, ist somit geschützt vor Parteinahme. Wer Interesse hat, mal vorbeizuschauen, kann gerne zum gemeinsamen Plenum kommen. Das findet jeden Donnerstag um 20:00 Uhr statt.

Das Trotz Allem ist aber nicht nur ein Raum, wo sich Menschen treffen können, sondern es hat auch immer den Anspruch in die Gesellschaft hineinzuwirken. Und die aktuelle gesellschaftliche Situation sieht nicht gerade rosig aus. Der Krieg in der Ukraine, die Corona-Krise und auch die Erderwärmung machen uns allen zu schaffen.

Aber, wirklich uns allen? Nicht wirklich, wenn man sich die ganzen Krisengewinner anschaut. Während in der Corona-Krise Pharamakonzerne wie Biontech, Streaming– und Lieferdienste sowie Immobilienunternehmen absahnen konnten, sind es jetzt Rüstungs-, Öl-, Gas- und Stromkonzerne, die Milliardengewinne einfahren. Shell verfünffacht seinen Gewinn im 2. Quartal 2022 auf 17,6 Mrd €. RWE korrigierte seine Prognose für 2022 stark nach oben: auf bis zu 5,5 Mrd € statt bislang 3,6 Mrd €.

Doch wie kann das sein?

Während für private Haushalte, also für uns alle hier, die Nebenkosten um ein vielfaches teurer werden, verdienen sich die Konzernchefs eine goldene Nase. Der Tankrabatt ist dafür ein gutes Beispiel. Obwohl die Steuern auf Benzin reduziert wurden, sind die Preise an der Zapfsäule zunächst nicht gefallen. Die Ölkonzerne haben sich untereinander abgesprochen und die höheren Gewinne in die eigene Tasche gewirtschaftet und nicht an die einzelnen Autofahrer*innen zurückgegeben. Ähnlich sieht es mit den großen Gas- und Stromkonzernen aus, die massiv subventioniert werden und als umweltfreundlich von der EU eingestuft wurden. Die Energiepreise steigen nicht, weil es eine Verknappung der Ressourcen gibt, sondern weil die großen Konzerne die Verknappung nutzen, um die Kosten auf die Endverbraucher abladen, um noch mehr Gewinne zu erzielen.

Während uns also die Bundesregierung einredet, wir sollen alle anfangen zu sparen, weniger Energie verbrauchen, mal ’ne Wolldecke nehmen, anstatt die Heizung anzumachen, profitieren ähnlich wie in der Corona-Krise wieder die Reichen, die ihr Vermögen vergrößern können. Und wieder sind wir die, die darunter leiden müssen. Wir, die abwägen müssen zwischen warmer Wohnung oder einem vollen Kühlschrank. Wir sind die, auf deren Rücken die Krisen ausgetragen werden.

Unsere Antwort muss daher sein: Wir zahlen nicht für eure Krisen! Wir wollen eine gerechte Welt, in der alle gut leben können, nicht nur die Reichen!

Da uns keine positiven Veränderungen geschenkt werden, müssen wir sie uns erkämpfen. Dafür braucht es Protest, eine laute Stimme derjenigen, die unter der sozialen Ungleichheit leiden.

Unsere Forderungen müssen sich ganz konkret an das hier und jetzt richten. Hohe Gewinne von Konzernen, sind nicht ausgezahlte Löhne! Wir fordern höhere Gehälter für alle Arbeitnehmer*innen, um die steigenden Preise bezahlen zu können. Gleichzeitig müssen Miet- und Nebenkosten gedeckelt werden!

Darüber hinaus müssen unsere Proteste die Ausgangslage sein, für eine langfristige Veränderung der Gesellschaft, die sozial gerecht ist und gegen die zukünftigen Krisen gewappnet sein muss. Holen wir uns das, was uns zu steht. Eine klimagerechte, tolerante und solidarische Stadt, in der das gute Leben für alle möglich ist.

Und bis es soweit ist, müssen wir jetzt, der kalte Winter steht nun mal vor der Tür, müssen wir jetzt überlegen, wie wir uns ganz konkret untereinander helfen können. Wir brauchen ein Netzwerk, das uns die Chance gibt, aktiv zu sein, auch wenn die Zukunft düster aussieht.

Um das zu organisieren, laden wir zu einem gemeinsamen Treffen ein. Kommt am kommenden Donnerstag, den 25. August, zum gemeinsamen Treffen um 19:00 Uhr ins Trotz Allem. Dann können wir zusammen überlegen, was wir tun können.

Um es mit den Worten der kurdischen Genoss*innen aus Rojava zu sagen:

Heute feiern wir und morgen leisten wir Widerstand!

Kämpfen wir für uns und für eine bessere Zukunft!

Genießt noch den heutigen Abend und wir sehen uns dann am Donnerstag. Dankeschön!

Bücher in der Gustav-Landauer-Bibliothek Witten

[Cover „Hungry for Peace“]
[Cover „Armut essen Seele auf. (Reichtum auch.)“]
[Cover „Die Ausgeschlossenen“]
[Cover „Macht und Armut“]
[Cover „Ernährungssouveränität“]
[Cover „Konsum, Globalisierung, Umwelt“]
[Cover „Bodenatlas“]