Eugenik war eine Sache der politischen Rechten. Zwar fanden sich in der eugenischen Bewegung auch Vertreter der Linken, aber spätestens mit der Umsetzung eugenischer Gedanken im Nationalsozialismus, insbesondere mit den Medizinverbrechen sollte klar sein, dass diese linken Anhänger der Eugenik, egal wie zahlreich, nur als Anomalie verstanden werden können. Diese Darstellung gehört zu den Binsenweisheiten der Medizingeschichte. Dass die Eugenik schon immer auf die NS-Krankenmorde hinaus lief, dafür lassen sich leicht Anzeichen finden, wenn man sich die Schriften der Eugeniker anschaut, die sich nach 1933 dem Nationalsozialismus zuwandten oder, wenn schon verstorben, zu Säulenheiligen der NS-Gesundheits- und Gesellschaftspolitik wurden.
Wie zirkulär dieses Vorgehen ist, scheint dabei ebenso wenig zu stören, wie dass die genauen Verbindungen von Eugenik und Medizinverbrechen häufig merkwürdig nebulös bleiben. In diesem Vortrag soll dagegen die eugenische Bewegung wirklich in ihrer Breite ernst genommen und vorgestellt, Differenzen innerhalb der Bewegung untersucht und die Verbindungen von Eugenik und den einzelnen NS-Medizinverbrechen einer kritischen Prüfung unterzogen werden. Christoph Beckmann ist Medizinhistoriker. Er forscht vor allem zu ärztlicher Standesvertretung, medizinischer Forschung und ärztlichem Selbstbild im Nationalsozialismus. Er promoviert und arbeitet am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Heidelberg.
Do. 23. Dezember 2021, geöffnet: 19:00 Uhr, Beginn: 20:00 Uhr
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Siehe auch:
- Nationalsozialistische Medizin – Medizin im Nationalsozialismus
- Antifa-Café: Pflege unterm Hakenkreuz
- Max Franz Johann Schnetker: Transhumanistische Mythologie
Bücher in der Gustav-Landauer-Bibliothek Witten
- Robert Lifton:
- Ärzte im Dritten Reich
- Originaltitel: The Nazi doctors
- Stuttgart: Klett-Cotta Verlag, 1993
- ISBN: 3-608-95977-7
- Signatur: gesc-deut-77
- Reihe: Greifbücher
- 681 Seiten
- Ernst Klee:
- Was sie taten, was sie wurden
- Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken- oder Judenmord
- Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, 1986
- ISBN: 3-596-24364-5
- Signatur: just-5
- Reihe: Fischer (4364)
- 355 Seiten
- Ernst Klee:
- Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer
- Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, 2001
- ISBN: 3-596-14906-1
- Signatur: b-ausc-1-4
- Reihen: Fischer (14906), Die Zeit des Nationalsozialismus
- 525 Seiten
- Ernst Klee (Hrsg.):
- Dokumente zur „Euthanasie“
- Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, 1985
- ISBN: 3-596-24327-0
- Signatur: b-euth-1-1
- Reihe: Fischer-Taschenbücher (4327)
- 342 Seiten
- Christian Geissler:
- Ende der Anfrage
- München: Rütten & Loening, 1967
- Signatur: b-geis-2-4
- 223 Seiten
- Harald Jenner (Hrsg.), Joachim Klieme (Hrsg.):
- Nationalsozialistische Euthanasieverbrechen und Einrichtungen der Inneren Mission
- Eine Übersicht
- Reutlingen: Diakonieverlag, 1997 (1. Auflage)
- ISBN: 3-930061-45-7, 978-3-930061-45-7
- Signatur: th-19
- 320 Seiten
- Rezensionen: BookWyrm