Das „Trotz Allem“ lädt zu einem Vortragsabend über neue Forschungen zum Nationalsozialismus in Witten ein. Geboten werden zwei Vorträge, deren erster das Ergebnis einer mehrjährigen Forschungsarbeit vorstellt, während der zweite einen Einblick in ein aktuelles Forschungsprojekt ermöglicht. Im Einzelnen:
Die Historikerin Regina Mentner hat die Geschichte des wichtigsten Kriegsgefangenenlagers im östlichen Ruhrgebiet erforscht, dem Stalag VI D. Es befand sich zunächst in, später neben der Dortmunder Westfalenhalle. Dieses Lager versorgte die gesamte Region mit kriegsgefangenen Zwangsarbeitern, auch Betriebe aller Art in Witten. Zuständig für die Verteilung der Kriegsgefangenen waren das Landesarbeitsamt in Dortmund sowie die örtlichen Arbeitsämter. Ab Oktober 1943 befand sich das Landesarbeitsamt in der Schillerschule in Witten. Bis zur Befreiung wurde der Einsatz von Kriegsgefangenen aus dem Stalag VI D von Witten aus gesteuert. Der Vortrag beschreibt Entstehung, Belegung, Aufbau und Funktion des Stalag VI D. 2020 wird die Arbeit von Regina Mentner im Druck erscheinen.
Der Vortrag des Historikers Ralph Klein zeichnet die Verfolgung der in Witten lebenden Sinti nach. Roma und Sinti hielten sich immer mal wieder in Witten auf. Sie waren mit einem vehementen Antiziganismus konfrontiert. Die Nationalsozialisten zentralisierten und systematisierten die Repression gegen sie und schränkten ihre Lebensmöglichkeiten kontinuierlich ein. Ab April 1940 war es ihnen verboten, ihren jeweiligen Aufenthaltsort zu verlassen. Alle Sinti, die sich gerade in Witten aufhielten, mussten in das so genannte „Zigeunerlager“ im Dorney umziehen. Sie durften auch ihre frei gewählten Berufe nicht mehr ausüben, sondern wurden bestimmten Betrieben zugewiesen, wo sie arbeiten mussten. Am 9. März 1943 wurden die im Dorney lebenden Sinti nach Auschwitz deportiert. Nachbarinnen und Nachbarn erwarben ihre materiellen Hinterlassenschaften zu Schnäppchenpreisen. Nur wenige der aus Witten deportierten Sinti überlebten das „Zigeunerlager“ in Auschwitz-Birkenau.
Fr. 20. Dezember 2019, offen ab 18:00 Uhr, Vortrag ab 18:30 Uhr
Bücher in der Gustav-Landauer-Bibliothek
- Ralph Klein:
- Der Novemberpogrom 1938 in Witten
- Wuppertal: Verlag de Noantri, 2018 (1. Auflage)
- ISBN: 978-3-943643-12-1
- Signatur: invalid-722
- Reihe: Wittener Hefte für Stadtgeschichte
- 84 Seiten
- Verein für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark (Hrsg.):
- Jahrbuch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark 82./83. Jahrgang 1985
- Witten
- Signatur: z-mark-1985
- Reihe: Märkisches Jahrbuch für Geschichte (82)
- Heinrich Schoppmeyer: Der Nationalsozialismus in Witten. Teil I: Aufstieg und Machtergreifung
- Manfred Grieger, Klaus Völkel, Stadt Witten (Hrsg.), Stadtdirektor Witten (Hrsg.), Stadtarchiv Witten (Hrsg.):
- Das Außenlager „Annener Gußstahlwerk“ (AGW) des Konzentrationslagers Buchenwald
- September 1944–April 1945
- Essen: Klartext Verlag, 1997 (1. Auflage)
- ISBN: 3-88474-647-2
- Signatur: gesc-witt-1
- 96 Seiten
- Stadt Witten, Planungsamt (Hrsg.):
- Künstlerischer Ideenwettbewerb zu einer Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Buchenwald in Witten-Annen
- Dokumentation
- Witten: Stadt Witten, Planungsamt, 1993 (1. Auflage)
- Signatur: gesc-witt-3
- 103 Seiten
- Klaus Völkel, Stadt Witten (Hrsg.):
- „Hier ruhen 22 Genossen, zu Tode gequält…“
- Gedenkschrift für die Opfer der Zwangsarbeit in Witten, 1941–1945
- Bochum: Verlag Dr. Dieter Winkler, 1992 (1. Auflage)
- ISBN: 3-924517-64-9
- Signatur: gesc-witt-4
- 87 Seiten
- Kulturamt der Stadt Witten (Hrsg.):
- Reichskristallnacht 9./10. November 1938
- Nicht vergessen und nie wieder
- Witten: Stadt Witten
- Signatur: invalid-391
- Hermann-Josef Geismann, Arbeitskreis Stalag VI A Hemer (Hrsg.):
- Zur Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Stalag VI A Hemer
- Eine Begleitschrift für die Gedenkstätte und die beiden Friedhöfe
- Hemer: Arbeitskreis Stalag VI A Hemer, 2000
- Signatur: gesc-heme-1
- 70 Seiten