Widerstand gegen Umweltzerstörung in Polen
Wie in den meisten Ländern Europas beteiligten sich 2019 auch in Polen Tausende an den internationalen Aktivitäten gegen die Klimaveränderung. Die überwiegend jungen Leute protestierten v. a. gegen den CO₂-Ausstoß. Überraschend in einem Land, aus dem man in den vergangenen Jahren immer hörte und hört, wie reaktionär die dortige Regierung sei und dass die rechten und konservativen Parteien bei Parlamentswahlen zusammen zwei Drittel der Stimmen bekämen? Nein, das überrascht nur, wenn man den Blick ausschließlich auf diese zugegebenermaßen niederschmetternden Wahlergebnisse beschränkt. Denn neben dem parlamentarischen ist ein gesellschaftlicher Raum entstanden, in dem sich unabhängig von den etablierten Parteien eine wachsende außerparlamentarische Bewegung entfaltet hat. Ein Teil davon ist die Umweltbewegung. Sie kämpft seit Jahren vor allem gegen Kohleabbau und -verbrauch in der Industrie und in der Energiegewinnung. Allerdings wäre es falsch, die Umweltbewegung darauf zu reduzieren. Gleichgültig, ob Luftverschmutzung oder Lärm, verschmutzte Flüsse oder Städte – überall entstanden und entstehen Initiativen, die sich wehren.
Der Referent wird einen Überblick über die Umweltbewegung vermitteln, über ihre Aktionsfelder und Aktionsarten, über Argumente und Bündnisse. Abschließend wird er thesenhaft skizzieren, welche Bedeutung die Umweltbewegung, v. a. ihr international orientierter Teil, für die Auseinandersetzung mit der nationalistischen Ausrichtung der aktuellen rechten und rechtskonservativen Politik der Regierung, aber auch der konservativen Opposition besitzt.
Der Referent ist Wulf Schade aus Bochum, Politikwissenschaftler und Mitglied des Vorstandes der Deutsch-Polnischen Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland.
Fr. 24. Januar 2020, offen ab 18:30 Uhr, Vortrag ab 19:00 Uhr
Bücher in der Gustav-Landauer-Bibliothek
- Alexandra Schwell:
- Anarchie ist die Mutter der Ordnung
- Alternativkultur und Tradition in Polen
- Münster: Lit Verlag, 2005
- ISBN: 3-8258-8393-0
- Signatur: gesc-pol-1
- Reihe: Berliner ethnographische Studien (7)
- 141 Seiten