Vortrag über die Durchsetzung der nationalsozialistischen Herrschaft in Witten: Der „Tränenkeller“ im Schillerlyzeum, Breddestraße
Seit dem Frühjahr 1933 nutzten die Nationalsozialisten in ganz Deutschland die Keller von Fabrikgebäuden, Schulen, Gastwirtschaften usw. als „wilde“, nicht autorisierte Haftstätten. Aus ihnen ging später das System der Konzentrationslager hervor. Ausgestattet mit polizeilichen Befugnissen verfolgten und verhafteten die nationalsozialistischen Milizen von SA und SS ihre politischen Gegner und verschleppten sie in diese Keller. Auch die Wittener SS unterhielt solch eine Haftstätte, und zwar in einem Teil des heutigen Schiller-Gymnasiums. Wegen des Leids, das ihnen im Keller der Schule zugefügt wurde, nannte man ihn den „Tränenkeller“.
Eingebettet in die Beschreibung des nationalsozialistischen Feldzugs gegen die organisierte Arbeiterbewegung wird in diesem Buch die Geschichte des „Tränenkellers“ erzählt. Es ist die Geschichte derjenigen, die dort misshandelt wurden, und die ihrer Peiniger aus den Reihen der Wittener Nationalsozialisten. Viel Wert wurde darauf gelegt, die Namen der Inhaftierten zu ermitteln und sie biographisch zu würdigen. Die beteiligten Nationalsozialisten werden ebenfalls namentlich genannt und vorgestellt.
Mit diesem Buch wird ein entscheidender Abschnitt der lokalen Schul- und Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts dokumentiert. Insbesondere die in ihm enthaltene Untersuchung der „Hilfspolizei“ geht aber über die lokale Bedeutung hinaus. Als ein Stück allgemeiner deutscher Polizeigeschichte thematisiert sie eine Institution, deren Bedeutung für die Durchsetzung der nationalsozialistischen Herrschaft unterschätzt wird.
Ralph Klein, Historiker, interessiert sich u.a. für die lokale Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, die er kritisch aus sozial-, technik- und kulturpolitischer Perspektive betrachtet. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist die NS-Zeit.
Fr. 13. April 2018, 19:30 Uhr