Mi. 25. Oktober: Schnaps und Bier

Bundesarchiv Bild 183-D0109-0008-001, Rostock, Blick in Kneipe "Kogge"

Kultische Trinkgelage und gesellige Saufereien begleiteten den Menschen seit jeher. Dabei gab es deutliche soziale Unterschiede in den Trinkgewohnheiten. Weder die auf Nüchternheit erpichten Reformatoren noch obrigkeitliche Verbote schafften es, den Leuten den Genuss von Alkohol zu vermiesen – abgesehen davon, dass auch Adel und Bürger große Mengen Alkohols konsumierten. Zur Zeit der Industrialisierung wurde das Grundnahrungsmittel Bier durch Schnaps abgelöst. Feste und Feiern, Jahrmärkte und kirchliche Feiertage, Taufen und Leichenschmäuse boten immer einen Anlass zum Trinken. Der hochprozentige Schnaps bot dem Proletariat zudem die Möglichkeit, ihre Armut, die Unerträglichkeit ihrer Lebensumstände und die gnadenlose Härte der Lohnarbeit vorübergehend zu vergessen. In der entstehenden Arbeiterbewegung spielten Wirtshäuser eine große Rolle. Oscar Wilde kommentierte: „Arbeit ist der Fluch der trinkenden Klasse“.

Seit ca. 1900 wurde regelmäßiger Alkoholkonsum pathologisiert. Die Nazis beschränkten zwar die Zahl der Kneipen, aber nicht den Alkoholkonsum. „Der Umgang einer Kultur mit dem Rauschmittel Alkohol erweist sich als ein Schlüssel zum Verständnis der Welt und des Menschen“, schrieb der Historiker und Soziologe Hasso Spode. Was sagt der heutige Umgang mit Alkohol über unsere gegenwärtige Gesellschaft?

Mi. 25. Oktober 2017, 19:30 Uhr