Auch wenn erneut zu wenige der Aktionär*innen der Deutsche Wohnen SE (152 Tsd. Wohnungen) das verlockende Angebot der Vonovia SE (415 Tsd. eigene Wohnungen) zum Aufkauf ihrer Aktien angenommen haben um die Übernahme der Deutsche Wohnen SE durch Vonovia zu besiegeln, zeigt das Hin und Her um die Übernahme der Deutsche Wohnen SE durch die Vonovia SE einmal mehr, wie sehr die Wohnverhältnisse den Finanzmärkten unterworfen sind. Mitten in der größten Krise des bezahlbaren Wohnens seit der Nachkriegszeit hängt die Zukunft hunderttausender Mietwohnungen von den selbstgemachten Regeln der Aktienfonds und den Kalkülen der Hedgefonds-Manager ab.
Auch ohne Einverleibung der Deutsche Wohnen: Noch nie gab es ein börsennotiertes Wohnungsunternehmen, in dem so viel Kapital gebündelt ist wie in der Vonovia. Ihre Expansion ist noch lange nicht abgeschlossen. Nach Übernahmen in Österreich und Schweden, nach ersten Ankerpunkten in Frankreich und den Niederlanden führte die Vonovia in diesem Jahr Gespräche mit der irischen Regierung. Dort wie auch in Deutschland bietet sie sich als Empfängerin öffentlicher Wohnungsbausubventionen an. Noch perspektivenreicher ist der Einstieg in die CO₂-reduzierte Bewirtschaftung ganzer Wohngebiete. Wohnungen aufzukaufen, um sie schnell auszuschlachten, war gestern. Heute geht es dem Konzern um die Übernahme ganzer Infrastrukturen und um politischen Einfluss.
Und schon gibt es Spekulationen über einen möglichenerneuten Versuch zur Übernahme. Sollte diese gelingen, wird eine neue Stufe der finanzmarktgetriebenen Mietenrakete gezündet. Der vom Kartellamt tolerierte, grunderwerbssteuerfreie und politisch geförderte Flug in den Renditehimmel der Kapitalanleger*innen spitzt die Wohnungsfrage zu einer Systemfrage zu: Darf die Gesellschaft zulassen, dass hunderttausende Mietwohnungen und das Leben ganzer Stadtviertel unter das Kommando eines immer abgehobeneren Finanz- und Immobilienregimes fallen? Wann, wenn nicht jetzt, ist die Zeit reif, eine demokratische Alternative einzufordern?
Knut Unger, Sprecher des Mieter*innenvereins Witten und der Plattform kritischer Immobilienaktionär*innen, führt bei dem Vortrag in die wohnungspolitische Großwetterlage und die Forderungen des bundesweiten „Mietenwahnsinn-Bündnisses” ein. Anhand von aktuellen Auseinandersetzungen und Problemen in Witten wird er aufzeigen, warum das auch und gerade für und im Ruhrgebiet ein wichtiges Thema ist.
Die Veranstaltung ist Teil der „Wer hat, der gibt“-Vortragsreihe: Wohnen, Bildung, Arbeit – linke Kampffelder in Zeiten der Krise. Kommt vorbei: negativ getestet, genesen oder länger als 14 Tage vollständig geimpft
Di. 27. Juli 2021, offen ab 19:00 Uhr, Beginn um 19:30 Uhr
Siehe auch
Bücher in der Gustav-Landauer-Bibliothek Witten
- Amantine (Hrsg.):
- „Die Häuser denen, die drin wohnen!“
- Kleine Geschichte der Häuserkämpfe in Deutschland
- Münster: Unrast Verlag, 2012 (1. Auflage)
- ISBN: 978-3-89771-115-0
- Signatur: gesc-deut-102
- Reihen: Unrast transparent, Bewegungslehre (1)
- 88 Seiten
- Rezensionen: BookWyrm
- Jürgen Mümken:
- WohnHaft
- Wohnen als Technologie der Normalisierung
- Bremen: Anares Nord, 1998
- ISBN: 3-935716-05-2
- Signatur: invalid-461
- Reihe: Edition Bandera Negra (3)
- 16 Seiten
- Rezensionen: BookWyrm
- Colin Ward:
- Talking Houses
- Ten Lectures by Colin Ward
- London: Freedom Press, 1990 (1. Auflage)
- ISBN: 0-900384-55-7
- Signatur: b-ward-2-2
- Sprache: Englisch
- 142 Seiten
- Rezensionen: BookWyrm
- Georg Beck:
- Land muß her
- Die Siedlung „Freie Erde“ im Eller Forst, ein anarchistisches Wohnbau-Projekt von 1921
- Düsseldorf: Bahnhof Eller, 1998
- ISBN: 3-931697-12-6
- Signatur: gesc-dues-1
- 48 Seiten
- Rezensionen: BookWyrm