Als Antifaschisten, die sich seit Jahren gegen rechtes Gedankengut und gegen die Aktivitäten der lokalen und regionalen extremen Rechten engagieren, mussten wir den am vergangenen Montag erschienen WAZ-Artikel „Rechte und linke Demonstranten prügeln sich im Zug nach Witten“ mit großem Unverständnis zur Kenntnis nehmen.
Die von der Autorin des Artikels, Frau Britta Bringmann, getätigte Aussage „verfeindete Gruppen“ hätten im Zug eine „Auseinandersetzung“ gehabt, relativiert den neonazistischen Angriff, der tatsächlich stattgefunden hat: Die sich nach ihrem Aufmarsch in Dortmund auf der Abreise befindenden Rechten hatten etwa zwei Minuten nach der Abfahrt in Dortmund versucht, ein Zugabteil zu stürmen, in dem sich neben einer Gruppe abreisender Gegendemonstranten auch gänzlich unbeteiligte Fahrgäste befanden. Dabei prügelten sie auf die sich zu verteidigen versuchenden Antifaschisten ein und schreckten auch nicht davor zurück mit u. a. Flaschen zu werfen. Sie nahmen so, ihrer nationalsozialistischen und menschenverachtenden Ideologie folgend, schwerste Verletzungen in Kauf. Den Umstand, dass sich die im Zugabteil anwesenden Antifaschisten zur Wehr setzten und sich nicht einfach verprügeln ließen, als Prügelei zwischen linken und rechten Demonstranten hinzustellen, ist eine Verhöhnung der Opfer dieser hinterhältigen Attacke und für uns als Antifaschisten im Ennepe-Ruhr Kreis nicht akzeptabel.
Auch die Aussage der WAZ, dass am Witten Hauptbahnhof „bereits ein Großaufgebot der Polizei parat stand“, entspricht nicht dem, was Zeugen übereinstimmend berichten. Nach deren Aussagen stand der Zug bereits etwa zehn Minuten im Bahnhof, während die Rechten weiter randalierten und unter anderem Flaschen auf Reisende warfen, die über den Bahnsteig gingen, bis die Polizei anrückte.
Dass die WAZ, auch nachdem sich Betroffene und Zeugen des Naziangriffes bei der Redaktion meldeten und in der Online-Kommentarspalte Widerspruch gegen den im Artikel beschriebenen Ablauf der Vorkommnisse eingelegt wurde, sich bis heute nicht dazu berufen fühlte, ihre Recherchen zum Thema, die bisher wohl nicht über „So meldete es die Polizei“ hinausgingen, zu intensivieren um zu einer möglichen Neubewertung der Situation zu kommen, finden wir bedauernswert. Wenn wir mit dieser Stellungnahme zu einer ausgewogeneren Berichterstattung beitragen könnten, würde uns das hingegen sehr freuen.