Fr. 27. September: Schwarzer Tresen

Renate Brucker über Clara Wichmann

Clara Wichmann

Als Clara Wichmann 1922 verstarb, beklagte ihr politischer Weggenosse Bart de Ligt den Verlust dieser „Verteidigerin der Menschlichkeit“. Obwohl sie erst 36 Jahre alt war, hinterließ sie ein vielschichtiges wissenschaftliches Werk, das sich mit einer Vielzahl sozialphilosophischer Themen vor allem aus den Bereichen Rechtsphilosophie, politische Theorie und Frauenfragen beschäftigte. Sie war aber zugleich auch politisch aktiv in verschiedenen sozialen Bewegungen für eine gerechtere, solidarische und freiere Gesellschaft. Dabei entwickelte sie eigene Positionen zu Feminismus und Frauenbefreiung, Sozialismus, Anarchismus, revolutionärem Syndikalismus, zur Strafrechtsreform, zu Tierrechten, zu Antimilitarismus und Gewaltfreiheit. Ihre Beiträge prägten die Diskussion innerhalb der verschiedenen emanzipatorischen politischen Strömungen des 20. Jahrhunderts in den Niederlanden und trugen sie weiter.

Fr. 27. September: Schwarzer Tresen“ weiterlesen

Do. 3. Feb.: Buchvorstellung: „Das Schlachten beenden!“

Zur Kritik der Gewalt an Tieren. Anarchistische, pazifistische und linkssozialistische Traditionen

Buchvorstellung und Diskussion mit dem Mitherausgeber Lou Marin
[Icon: Volxküche]

Waren die modernen Schlachthäuser von Chicago bis Tula / Russland, die im ausgehenden 19. Jahrhundert die Epoche der industriellen Schlachtung und Massentierhaltung einläuteten, wirklich eine „humanere Form des Tötens“, wie es damals propagiert wurde? Gibt es überhaupt moderne, „humane“ Formen des Tötens? Leo Tolstoi hat einen dieser modernen Schlachthöfe besucht und war geschockt. Magnus Schwantje hat dann mitten im Ersten Weltkrieg Analysen zum Zusammenhang von Tiermord und Menschenmord veröffentlicht.

[Cover: „Das Schlachten beenden“]

„Von der Schlachtung des Ochsen bis zur Tötung des Menschen ist es nur ein kleiner Schritt“, meinte auch der Anarchist Elisée Reclus und forderte eine anarchistische Moral mit vegetarischer Lebensweise ein.

Erwachsen nicht gerade den Haustieren aus der Tatsache, dass ihnen die Menschen, mit denen sie zusammenleben, oft wichtiger sind als ihre eigene Spezies, Rechte? Das fragt sich die Feministin, Juristin und gewaltfreie Anarchistin Clara Wichmann und stellt so eine Rechtstradition in Frage, die bisher Tiere mit Sachen gleichstellte.

Sozialismus heißt ausbeutungsfreie Gesellschaft“, stellte bereits in den zwanziger Jahren ein prägendes Mitglied des „Internationalen Sozialistischen Kampfbundes“ (ISK) fest und meinte damit, dass auch Tiere frei von Ausbeutung leben sollten.

Seitdem ist in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts international eine neue Jugendszene entstanden, die eine Kultur der veganen Lebensweise praktiziert – das, was heute Tierrechtsbewegung genannt wird. Ihre Inhalte und Aktionskampagnen waren und sind oft Thema kontroverser Diskussionen.

Dieses Buch versucht eine historische Spurensuche vom ersten Auftreten der Idee bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, die zeigt, dass der Veganismus aus einer historischen vegetarischen Bewegung hervorging, die in Anarchismus, Pazifismus, Feminismus, der damaligen Jugendbewegung und des Linkssozialismus bedeutende VertreterInnen hatte.

Leo Tolstoi, Clara Wichmann, Elisée Reclus, Magnus Schwantje u.a.

Das Schlachten beenden!
Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 2010

Do. 3. Feb. 2011, 19:30 Uhr

Es wird eine Vokü (kostengünstiges veganes Essen) angeboten.