Support und Awareness

Du hast bereits einmal im Trotz Allem oder bei einer Veranstaltung vom Trotz Allem eine übergriffige, gewaltvolle oder sonst wie beschissene Situation erlebt und möchtest nachträglich darüber sprechen / dein Erlebnis schildern / Konsequenzen einfordern? Wir möchten dir die Möglichkeit geben (auch erstmal anonym) mit uns in Kontakt zu treten. Natürlich kannst du donnerstags um 20:00 Uhr zum offenen Plenum kommen. Aber manchmal fällt das nicht so leicht.
Als Plenum des Trotz Allem ist es unser Wunsch, eine kollektive Verantwortungsübernahme anzustoßen.

Unsere Mailadresse: trotzsupport [at] systemli.net

Über uns

Wir möchten dich bei der Auseinandersetzung mit erlebten Grenzüberschreitungen, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus oder Gewaltdynamiken in Beziehungen (jeder Art) unterstützen. Was wir in diesem Zusammenhang tun, ist keine professionelle Beratung und kann auch keine Traumabetreuung/Therapie ersetzen. Wir sind keine Therapeut*innen! Spezialisierte Hilfe findest du weiter unten. Wir sind eine Gruppe aus verschiedenen Zusammenhängen in Witten und haben uns im Herbst 2024 mit dem Ziel einer gemeinsamen politischen Unterstützungsarbeit gegründet. Wir verstehen uns als Arbeitsgruppe des Trotz Allem und bearbeiten ausschließlich Fälle, die im Kontext des Trotz Allem stehen. Uns ist bewusst, dass es schwer ist, einfach so zum Plenum zu kommen und einen Vorfall zu schildern. Diese Leerstelle möchten wir füllen. Aufgrund von Übergriffen und Grenzüberschreitungen innerhalb lokaler Strukturen sehen wir die Notwendigkeit, eine öffentlich ansprechbare Unterstützungsstruktur anzubieten.

Was wir tun

Wenn du uns als betroffene Person bzw. deren Unterstützer*in kontaktieren möchtest, kannst du uns gerne eine E-Mail schreiben. Wenn du eine E-Mail geschrieben hast, wirst du zunächst eine kurze Rückmeldung erhalten, dass wir diese gesehen haben. Wir werden dich fragen, ob wir deinen Namen in unserer Gruppe nennen können oder den Fall anonymisiert behandeln sollen. Um dein Anliegen weiter zu bearbeiten, werden wir ein Gespräch mit dir vereinbaren. Du kannst dir gerne einen Ort wünschen oder wir schlagen etwas vor. Gerne kannst du auch jemanden mitbringen. Für das Gespräch besprechen wir vorab, wer in unserer Gruppe deine direkte Ansprechperson ist. Wir werden dir vor dem Treffen mitteilen, wer diese Ansprechperson sein wird. Du kannst jederzeit äußern, wenn du mit einer anderen Person von uns sprechen möchtest. Beim Treffen werden wir dich nicht nach Details zu dem Vorfall fragen, allein du entscheidest, wie viel du uns schildern möchtest. Dies werden wir in Absprache mit dir in unsere Gruppe zurücktragen. In diesem ersten oder in eventuellen Folgetreffen werden wir mit dir besprechen, was deine Wünsche sind. Unser Anliegen ist es, dein Anliegen in das Plenum zu tragen und dich auf diesem Weg zu supporten. Dafür sind wir uneingeschränkt parteilich mit dir. Anschließend werden wir in unserer Gruppe einen kurzen Text für unser Plenum vorbereiten, in dem wir schildern, was passiert ist. Dieser Text wird natürlich mit dir besprochen. Auch berücksichtigen wir deine Wünsche nach der Art der Konsequenz. Natürlich begleiten wir dich, falls gewünscht, auch einfach mit zum Plenum, wenn du dort selbst dein Anliegen vortragen möchtest.

Was wir nicht machen

Wir können keine therapeutische Aufarbeitung anbieten. Unser Ziel ist es, dich bei dem Weg in das Trotz-Plenum zu begleiten. Wir machen außerdem keine Akuthilfe. Für Akuthilfe gibt es folgene Telefonnummern:

  • Beratung und telefonische Anlaufstelle für Betroffene organisierter sexueller und ritueller Gewalt „berta“: 0800 3050750
  • Hilfetelefon Sexueller Missbrauch: 0800 4040020
  • Telefonseelsorge: 0800 1110111 oder 0800 1110222
  • Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 0800 116016
  • Hilfetelefon Gewalt gegen Männer: 0800 1239900
  • Hilfe bei selbstverletzendem Verhalten – Notrufnummer: 147

Je nach Kapazitäten kann es bei uns ein bisschen dauern, bis wir uns deinem Anliegen annehmen können – darüber werden wir dich jedoch transparent informieren.

Was passiert beim Plenum?

Wenn du uns eine E-Mail schreibst, nimmst du Kontakt mit einem Teil des Plenums auf. Wir machen alle Schritte nur in Abstimmung mit dir, aber sei dir bewusst, dass wir Konsequenzen für Täterpersonen fordern werden, wenn wir von Vorfällen erfahren. Außerdem bearbeiten wir keine Fälle, in denen Täterpersonen nicht benannt werden sollen. Dieses Vorgehen soll uns als Einzelpersonen und als Gruppe schützen. Wenn wir von Vorfällen Kenntnis erlangen, bei denen wir keine Konsequenzen fordern können, kann das auch bei uns zu Überforderung und Handlungsunfähigkeit führen.

Wir bringen den mit dir besprochenen Text in das Trotz-Plenum ein und treten dort für deine Wünsche ein. Das Plenum ist jedoch von uns unabhängig und diskutiert anhand des Textes. Ob es deinem Wunsch nach Konsequenzen folgt, können wir nicht garantieren.

Wir werden während des Plenums keine weiteren Fragen zu dem Text beantworten. Gegebenenfalls nehmen wir jedoch Fragen des Plenums mit, um später mit dir zu besprechen, ob, und wenn ja, was du dem Plenum dazu sagen möchtest. Natürlich besprechen wir so oder so mit dir den Ausgang des Plenums und was das bedeutet. Die häufigste Konsequenz für Täter ist das Hausverbot. Das bedeutet, die Person bekommt mitgeteilt, dass sie keinen Zugang mehr zu unserem Gelände hat. Das gilt grundsätzlich und immer für alle Veranstaltungen. Die Person kann jedoch – nach Ankündigung – wieder zu unserem Plenum kommen und eine Aufhebung des Hausverbotes fordern. Sollte dies der Fall sein, werden wir dich darüber informieren und mit dir besprechen, was du dir in dieser Situation wünschst. Neben dem Hausverbot gibt es noch das Veranstaltungsverbot, d. h. die Person darf an keinen Veranstaltungen auf dem Gelände des Hauses inklusive Antifa-Café Veranstaltungen Küfa und (unangekündigt) Plenum teilnehmen, aber beispielsweise noch Gruppentreffen besuchen. In seltenen Fällen kommen auch andere Konsequenzen in Betracht.

Ansprechstellen

(in Teilen übernommen von antisexistischersupport.blackblogs.org/im-notfall)

Zunächst gibt es vielleicht in deinem Umfeld eine oder mehrere Personen, denen du erzählen möchtest, was passiert ist. Das kann zum Beispiel eine Person sein, die du bereits gut kennst und der du vertraust oder auch eine dir fremde Person sein (Beraterin, Psychologin).

Medizinische Versorgung

Wenn du körperlich verletzt bist, sexuell übertragbare Krankheiten oder eine Schwangerschaft ausschließen möchtest, solltest du grundsätzlich möglichst zeitnah einen Ärztin oder die Notaufnahme eines Krankenhauses aufsuchen. Diese Stellen können dir auch Adressen von psychologische Anlaufstellen in deiner Nähe zukommen lassen.

Über die medizinische Versorgung hinaus kannst du eine medizinische Spurensicherung vornehmen lassen. Dies bedeutet, dass dir detaillierte Fragen gestellt werden, du untersucht wirst und alle Verletzungen und andere Spuren dokumentiert werden. Diese Möglichkeit solltest du wahrnehmen, wenn du straf- oder zivilrechtlich gegen die gewaltausübende Person vorgehen oder dir die Möglichkeit dazu offen halten willst. Die Spurensicherung sollte innerhalb der nächsten 24 Stunden nach dem Vorfall geschehen. Nicht alle Ärzt*innen haben die Mittel, um die Spurensicherung vorzunehmen. Im Zweifel kannst du das aber vorab telefonisch erfragen. Auch wenn es sehr unangenehm sein kann: Wenn du die medizinische Spurensicherung vornehmen lassen willst, solltest du dich vorher nicht waschen und deine Kleidung nicht wechseln, um nicht Beweismaterial für eine DNA-Analyse zu vernichten. Auch Gegenstände wie Taschentücher oder Hygieneartikel sollten nicht weggeworfen werden, wenn sie mit dem Täter oder seinen Spuren in Berührung gekommen sind.

Du hast die Möglichkeit, die Ärzt*in zu bitten, den Vorfall für dich der Polizei zu melden. Weder sie noch du seid aber zur Erstattung einer Strafanzeige verpflichtet. Zur anonymen Spurensicherung gehören eine körperliche Untersuchung mit Dokumentation der Befunde und die Spurensicherung. Bei Bedarf besteht zusätzlich die Möglichkeit eventuelle Betäubungsmittel (z. B. KO-Tropfen) im Körper nachzuweisen. Da KO-Tropfen nur sehr kurz (ca. sechs bis acht Stunden) nachweisbar sind, sollten frühzeitig Blut- oder Urinproben gesichert werden. Dies kannst du auch selbständig durchführen, in dem du Zuhause in ein sauberes, verschließbares Gefäß urinieren und die Probe anschließend der untersuchenden Ärztin oder dem Arzt übergeben.

Nach der Spurensicherung werden diese sowie der ärztliche Untersuchungsbericht im Institut für Rechtsmedizin gelagert. Anhand einer Chiffrenummer können die Spuren bei einer späteren Anzeigenerstattung ihrem Untersuchungsbericht sicher zugeordnet werden. Weise dann die Polizei darauf hin, dass die Tatspuren anonym im Institut für Rechtsmedizin gesichert wurden. Die Polizei kümmert sich dann um notwendige weitere Schritte.
Erfolgt keine Anzeige, werden die Spuren nach drei Jahren vernichtet. Diese Frist kann auch auf ihren Antrag hin verlängert werden.

Anonyme Spurensicherung im Marienhospital Witten

Marienhospital Witten, Marienplatz 2, 58452 Witten; Tel: 02302 1730

Beratungsstellen

Hilfetelefon – Gewalt gegen Frauen

Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. 24/7 & kostenlos unter Tel: 0800 116016 oder https://hilfetelefon.de/

GESINE Frauenberatung.EN

Frauenberatungsstelle. Hilfe für Frauen zu frauenspezifischen Problemen, insbesondere bei allen Formen von Gewalt
Tel: 02302 52596, E-Mail: info@frauenberatung-en.de website: https://www.gesine-intervention.de/gesine-frauenberatung-en/ Bahnhofstr. 63, 58452 Witten

Wildwasser Bochum e. V.

Beratungsangebot für Frauen, die von jeglicher Art sexueller Gewalt betroffen sind, kostenlos und auch anonym möglich. Tel: 0234 7945652, E-Mail: wildwasserbochum@web.de website: https://www.wildwasserbochum.de/
Ort: Oberstraße 2, 44892 Bochum

Psychotherapie

Bei einer Psychotherapie geht es darum, mit einer professionalisierten Person darüber zu sprechen, wie es dir geht, wie du Sachen erlebst, wie du dich verhältst und was die Gründe dafür sind. Erlebst du vieles negativ und belastend oder belastet dich dein Verhalten, kannst du mit der Therapeutin zusammen an Strategien arbeiten, mit denen du besser zurechtkommst. Eine Therapie wird meistens von der gesetzlichen Krankenkasse finanziert.

Frauenhaus

Frauenhäuser sind Häuser, deren Adresse generell geheim gehalten wird. Dort kannst du Schutz finden, wenn du dich in deiner Wohnung nicht mehr sicher fühlst und vorübergehend an einem anderen Ort wohnen möchtest. GESINE Frauenhaus.EN, Tel: 02339 6292, Website: https://www.gesine-intervention.de/autonomes-frauenhaus-en/

Strafrechtliche Möglichkeiten

Wenn das, was dir passiert ist, einen Straftatbestand darstellt (d. h. in Deutschland strafbar ist), hast du die Möglichkeit, bei der Polizei eine Anzeige zu erstatten. Dafür ist es sinnvoll, im Vorhinein Kontakt zu Beratungsstellen aufzunehmen, die eine rechtliche Beratung anbieten und/oder mit Anwält*innen vor Ort. Du kannst dir mit dieser Entscheidung die Zeit lassen, die du brauchst. Eine Strafanzeige ist auch noch viele Jahre nach der Tat möglich. Du solltest bestmöglich kurz nach der Tat ein Gedächtnisprotokoll fertigen, damit bei einer Anzeige auch nach einer längeren Zeit die Erinnerung an die Geschehnisse noch möglichst konkret und sicher ist.

Weißer Ring e. V.

Opfer einer Straftat können sich beim Weißen Ring e.V. melden. Betroffenen kann geholfen werden durch:

  • Menschlichen Beistand und persönliche Betreuung nach der Straftat
  • Begleitung zu Terminen bei Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht
  • Hilfestellungen im Umgang mit den Behörden
  • Vermittlung von Hilfen anderer Stellen
  • Hilfeschecks für eine für das Opfer jeweils kostenlose Erstberatung frei wählbare anwaltliche und eine psychotraumatologische Erstberatung sowie für eine rechtsmedizinische Untersuchung
  • Übernahme von Anwaltskosten, insbesondere zur Wahrung von Opferschutzrechten im Strafverfahren (Opferanwalt) und zur Durchsetzung von Ansprüchen nach dem Opferentschädigungsgesetz (OEG)
  • Erholungsmaßnahmen für Opfer und ihre Familien in bestimmten Fällen
  • Finanzielle Unterstützung zur Überbrückung tatbedingter Notlagen

Website: https://ennepe-ruhr-kreis-nrw-westfalen-lippe.weisser-ring.de/
E-Mail: ennepe-ruhr-kreis@mail.weisser-ring.de
mobil: 0151 55164777

Zivilrechtliche Möglichkeiten

Wenn du dich immer noch in einer Gewalt- oder Bedrohungssituation befindest, kannst du auch zivilrechtliche Schutzmöglichkeiten beantragen. Das geht bei so genannter „häuslicher Gewalt“ (also wenn du mit einer gewalttätigen Person zusammenlebst), bei Stalking oder auch wenn Gewalt(-drohungen) von einer Person ausgehen, mit der du nicht zusammenlebst und keine persönliche Beziehung hast.

Ansprechpersonen für Täter

Gesine TONI (TatOrientierte Nachhaltige Intervention) – Die unabhängige Beratungsstelle zur Überwindung von Partnergewalt: Markgrafenstr. 6, 58332 Schwelm; Tel. 02336 4759094, E-Mail:info@toni-en.de